Bremsen ist mein Lieblingsthema....
Da ich im Bayern wohne und die Alpen nicht weit wird gerne mal auf allerlei Alpenpässen die Standfestigkeit der Bremsen gefordert.
Das die meisten Autofahrer im allgemeinen die Bremse "falsch" benutzen liegt auf der Hand, was bei einem 30 Jahre alten Auto dann natürlich im Bezug zum heutigen Strassenverkehr Auswirkungen hat.
Im allgemeinen kann man auch die legendären Porsche Bremsen "hinrichten", alles nur eine Frage der Fahrweise, bzw. der Strecke. Großglockner rauf und runter und ich kann bei meinem Freizeitauto neue Klötze verbauen. Mitunter reicht schon die Fahrt hinauf um Rauch und glühende Scheiben zu produzieren.
Klar werde ich das mit meinem DeLorean NEVER machen !!!
Lenkradflattern nur beim Bremsen - das haben auch "moderne" Autos.
Erstmal die "üblichen" Verdächtigen checken wie...
- Spur / Sturz
- Reifen (Sägezähne, Standplatten, Wucht)
- Fahrwerksbuchsen /auch was "gut" aussieht ist irgendwann hinüber)
- Trag- und Lenkgelenke
- Radlager
- Gangbarkeit der Kolben im Bremssattel
- Bremsflüssigkeit wie alt?
- Stoßdämpfer
- Fahrwerksfedern (wie alt?)
Nun gehts ans Eingemachte....
- Bremsscheiben selbst. Ein gewisser Seitenschlag muss sein, denn sonst liegen die Klötze ständig an. 100% Plan ist da eher schlecht und Abdrehen der Scheiben stammt aus der Mottenkiste der Automobiltechnik! Zuviel Seitenschlag ist freilich schlecht (Toleranzmaße des Hersteller beachten!)
- Bremssättel. Hier gibt es verschiedene Bauformen. Bei manchem Japaner schlagen z.B. die Führungen aus und man muss einen neuen Sattel kaufen. Bei Mercedes reicht das Wechseln der Führungsstifte. Beim Einsetzen gut fetten, denn Fett dämpft auch Schwingungen. (Dazu gerne mehr aus einem anderen Fachbereich)
- Klötze. Werden zumeist "trocken" verbaut, auch hier auf Kupferpaste und dergleichen verzichten und neuere Mittel verwenden. Not too much aber genug um die Führung der Klötze gangbar zu halten
. Klötze. Meist in Werkstätten einfach nur reingekloppt und gut isses. besser die Kanten um ca. 2mm anfeilen, sprich die Kanten "brechen". dies sorgt für ein besseres Einlaufverhalten.
- Bessere Klötze verwenden. Im heutigen Strassenverkehr oder bei falscher Behandlung, siehe oben der Vermerk, verglast selbst die beste Ware. Strassenbeläge halten grad mal 400 Grad C aus, hier greift man auf Sportbeläge zurück, die bis 900 Grad gehen, z.B. EBC.
- Bremsleitungen. Alleine schon aus Sicherheitgründen IMMER Stahlflex. Was anderes kommt mir nimmer ins Haus. Alte Leitungen quellen innen auf uns hindern die Flüssigkeit am fliessen. Das hat dann gerne eine schleifende Bremse zur Folge oder aber einen ungleichmässigen Druckpunkt.
- Bremsscheiben. Gelochte sind IMMER besser. Die Internet-Mär mit den Rissen um die Löcher herum bitte überlesen. Das geistert schon seit Jahren herum, zumeist von Leuten die das nur durch Hörensagen "wissen". Fahre schon seit 15 Jahren gelochte und möchte diese nicht mehr missen! Wer mal bei einer langen Fahrt im Regen / Schneematsch plötzlich bremsen musste kennt den Effekt der spät anprechenden Bremse --- siehe das Debakel bei AUDIs A4.
Die Risse um die Löcher sind auch bei soliden Scheiben die unter Stress sind zu sehen. Nur reisst es beim Loch nicht mehr weiter, wogegen eine solide Scheibe durchgehend reisst. Der Laie interpretiert das falsch. Gussmaterial repariert man auch erstmal indem man ein Loch am Ende des Riß bohrt um dann des Riss zu verfüllen (nur mal so am Rande)
Wie also die Bremse behandeln?
Im heutigen Stau / Verkehr stehen die meisten Leute ständig auf der Bremse, auch beim Bergabfahrten. Sie ist die Bremse einer dauernden "schleiferei" ausgesetzt. Besser kurz und knackig bremsen, dann hat die Scheibe zwischen den Intervallen Zeit abzukühlen.
Ein Bekannter pflegt seine Bremsen nach jedem Winter / einmal im Jahr zu zerlegen und zu reinigen. Ich habe das übernommen und mit dieser Vorbeugenden Maßnahme Erfolg. ECHTE Wartung ist heute aus der Mode gekommen und Autos werden nur noch von "Usern" bewegt.
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Nun noch ein kleiner Tip aus dem Rennsport den ich erfolgreich auch beim Strassenauto angewendet habe.
Die Spur / Sturz wird schön nach Werksspec. eingestellt. Dies ist der beste Kompromiss zwischen Fahrsicherheit und Komfort. Schnell präzise und agil ist man damit nicht. Aber das soll ja auch Tante Erna und der Durchschnittsmichel nicht sein. Betrachtet man verschiedene Fahrzeuge und vergleicht kommt man sehr schnell drauf. Ich fahre beim Hecktriebler eine sehr neutrale Vorderachse. Diese lenkt begierig ein. Jedoch kann ich nicht nach einer Kurve mein Lenkrad loslassen und es durch die Finger "flutschen" lassen wie viele Leute das machen... Normale Autos werden aber so eingestellt das sich die Lenkung selbsttätig wieder gerade stellt. Mein Spasswagen macht das nur noch zu 25%. Ein Normalo würde das nicht mögen.
Mein Sturz ist jenseits der Spec. Erstmal resultierend aus der extremen Tieferlegung, aber auch so gewollt. Da gehen selbst mit 255 / 30 / 18 Spurrillen ohne Probleme und das angebliche "nachlaufen" bleibt aus. Auch nutzen sich die Reifen nicht über Gebühr ab, denn die Spur ist ja neutral und nicht auf Vor oder Nachspur, was den Reifen de Facto ständig schräg schiebt. Zudem lebt ein Reifen bei mir eh nicht lange.
Wichtig ist hierbei die Hinterachse, was von vielen total vergessen wird. Wenn diese nämlich "mitlenkt" ist es essig mit sauberem Geradeauslauf.
Viele Multilenkerachsen wie z.B. Mercedes leiern mit der Zeit aus. Wechselt man auf einen Schlag alle Buchsen / Hydrolager und dergleichen glaubt man das Heck sei nagelneu!
Fronttriebler werden so eingestellt, das diese neutral übersteuern und sich in der Kurve "abbremsen". Stellt man z.B. einen 2er Golf GTI neutral ein hat man eine wunderschöne Heckschleuder, die aber nach kundiger Hand verlangt. Aus diesem Grund waren die ersten Honda CRX wahre "Witwenmacher", denn der Laie konnte damit nicht umgehen! (Ich hatte mal einen - Eine wirkliche Spasskarre!)
Der DeLorean ist ein hecklastiger Wagen, hier kommt auch sehr stark die Achslastverteilung zum tragen. Hatte zwei Toyota MR 2 und damit auch so mein Kreuz. Hier halfen oben genannte Maßnahmen, das "Bremsentuning" oder nennen wir es eher Upgrade sowie auch andere Stabis. "knickt" nämlich eine Achse wegen einer Unebenheit ein, steht die Spur anders. Steht man dabei just auf der bremse treten Schwingungen auf, die sich aufschaukeln. Eine wirklich neutrale Achse gibt es nicht. Der härtere Stabis mildert dies etwas. Mitunter reichen schon PU Buchsen - auch hier ist die Mär aus dem WWW vom dann "Bockharten" Fahrwerk im Umlauf.
Auch hilft eine Tieferlegung mehr Stabilität rein zu bringen. Meinem Smart habe ich mit 16" und 30mm Tieferlegung das gern zitierte "Nicken" beim Schalten ausgetrieben. Ganz zu schweigen von der Gewonnenen Agilität beim rechtwinkeligen Abbiegen. Auf der Autobahn lag der satt und Stabil, ganz wie ein richtiges Auto.
Noch was am Rande - ich beschäftige mich mit der Technik eines Wagens und dessen Verbesserung, Erhaltung, Konservierung. NICHT jedoch mit "Tuning" wie es heute betrieben wird. Geht man auf diverse Autotreffen stehen dort Pretiosen, die zwar 20k an Umbau-Maßnahmen drin stecken haben aber gammelige Bremsen, Fahrwerk und so aufweisen. Klar, das die Scene bei Polizei und TÜV schlechte Karten hat.
War ein wenig lang meine Schreibe aber evtl. kann einer ne Info von brauchen....
Chris